Girls´Boys´Day 2022 — endlich wieder nach zwei Jahren Corona-Pause
Der Gender-Gedanke steht im Vordergrund. Auch Schüler aus der Ukraine nehmen teil.
Die Freude bei vielen Schülerinnen und Schülern der Privaten Sekundarschule Rüthen ist groß. Endlich mal wieder raus aus dem Klassenraum ins Freie, in Projekte, in Betriebe — mit Aufgaben, die über den Lehrplan hinausgehen.
Die Zehntklässler stehen kurz vor den Zentralen Prüfungen Mitte Mai und sehnen sich dem Ende der Schulzeit entgegen. Auch sie können sich über Themen außerhalb der Lehrpläne informieren. Am Zukunftstag stehen neben Lehrkräften auch externe Partner von Banken und Versicherungen bereit und informieren über Lohnabrechnungen, Steuererklärungen und Versicherungen. Wie bereite ich mich auf den 1. Arbeitstag vor? Was ist die geeignete Kleidung? Was kostet das Leben? Wie kann man der Schuldenfalle entkommen? Frederik Gerken hat seine Themen dafür digital und schülerorientiert mit der Kahoot-Quiz-App vorbereitet.
Jungen und Mädchen des 8. und 9. Jahrgangs absolvieren ein Tagespraktikum in Betrieben oder Einrichtungen. Mädchen in typischen Männerberufen, Jungen in typischen Frauenberufen.
Die jüngeren Schülerinnen und Schüler aus den Klassen 5 bis 7 können sich noch unbefangen mit den Herausforderungen des Lebens in Projekten auseinandersetzen.
Der Gendergedanke ist am Girl´s Boy´s Day bei der Auswahl der Projekte vorrangig. Reifenwechsel und Bau von Solarautos in Kleinformat nur für Mädchen, angeleitet durch Fachmänner wie die Physiklehrer Fabian Eickler und Bernd Witthaut. Auch eine Drohne ist dabei. SV-Lehrer Christian Tappe lässt sie fliegen und ein Video vom Tag drehen. In der nächsten Schulversammlung werden Fotos und Videos für alle vorgestellt.
Haushaltsführerschein für Jungen, vom Fensterputzen bis zum Knopf annähen, werden von den Pädagoginnen Catharina Casser, Anette Hartmann, Nicole Fechner und Saskia Werny begleitet. Auch in diesem Projekt soll das traditionelle Denken bezüglich Frauen- und Männerarbeit in Frage gestellt werden.
Das passiert ebenso im Technikraum, wo Robert Eri die Schülerinnen mit Holzarbeiten vertraut macht und ganz besonders den Mädchen die Angst vor Maschinen nehmen kann. Natürlich haben alle im regulären Unterricht das Fach Technik, egal ob Junge oder Mädchen. Am Girls´s Boy‘s Day allerdings haben alle viel mehr Zeit für das praktische Lernen. Das Produkt am Ende des Tages ist ein Holzhocker, ein Gemeinschaftswerk der Gruppe.
In der Schulküche sind währenddessen die Jungen aktiv. Vom Tisch decken für feierliche Familienfeste bis zum fertigen Menü haben sie mit Unterstützung von Vanessa Biermann und Sarah Sökmez alles im Griff. Es duftet in Töpfen und Pfannen, die Freude auf das gemeinsame Essen wird spürbar. Auch ein Schüler, der erst seit drei Wochen ohne Deutschkenntnisse die 5.Klasse besucht, macht mit und wird dabei vom Lehrer Hikmet Sari als pädagogische Unterstützungskraft begleitet.
Beeindruckend auch das Tanztheater, die Choreografie und das Warm Up — inszeniert von Svenja Schröder, Julia Stachowicz und Selay Karaca — nur für Jungen, die sich wie selbstverständlich den Anforderungen stellen und sich im Raum künstlerisch bewegen lernen. Ihre Performance ist beeindruckend und kann bald ebenso in der Schulversammlung präsentiert werden.
Wie denkt ein PC? Diese und andere Fragen sowie Denksportaufgaben hat Peter Knecht vom Trägerverein parat. Wie funktioniert das WLAN, was ist ein Server? Diesen Herausforderungen stellen sich die interessierten Mädchen der Projektgruppe im neuen PC-Raum. Da kann jede/r etwas dazulernen.
19 Mädchen machen sich mit Diandra Nitsche und Birte Bödefeld auf den Weg, die Natur im Bibertal zu erkunden. Sie erforschen den Erlebnispfad, genießen die Zeit im Freien, das gute Wetter und die Gemeinschaft. Einziger Wermutstropfen ist der steile Rückweg vom Bibertal zurück zur Schule.
Fitness für Mädchen und Jungen in getrennten Gruppen ist ebenso angesagt. Rugby, eine bei vielen oft unbekannte Sportart, reizt die Schülerinnen, die mit Sportlehrer Matthias Schmidt auf dem Rasen bei sonnigem Wetter Techniken trainieren. Der längliche Ball, das Passen, das Fangen und Freilaufen, der Drop Kick… Es gibt viel zu erklären, die Regeln sind vielfältig und für Zuschauer bleiben diese oft ein Rätsel. Am Ende können die beiden Mannschaften das Wesen dieser Sportart eindrucksvoll in Spielszenen vorstellen.
Im Fitnessprojekt für Jungen — vorbereitet von Christina Bathe und Frederike Rose — liegt der Schwerpunkt zunächst auf Erwärmungs- und Entspannungsübungen wie Yoga, dann aber auch auf einer gesunden Ernährung. Nach dem Sportprogramm wird ein vielfältiges gesundes Frühstück zubereitet. Diese Stärkung ist Vorbereitung für den anschließenden Active Sidewalk auf dem Schulhof. Drei ukrainische Schüler — erst kurze Zeit in Rüthen, fast ohne deutsche Sprachkenntnisse — sind dabei und erzählen vom typischen Frühstück in der Ukraine, das meist aus warmen Speisen besteht, ähnlich dem Porridge. Zum Frühstück wird in der Ukraine wesentlich mehr gegessen als z.B. in Deutschland. Ein Brötchen mit Kaffee ist für einen durchschnittlichen Ukrainer kein Frühstück. Es werden abhängig von zur Verfügung stehenden Zeit mehr oder weniger aufwändige Speisen gekocht: Ein leichtes Omelett, Spiegeleier, Kartoffelpuffer, warmer Haferbrei bis hin zu einem richtigen Hauptgericht. Als Dolmetscherin fungiert Nadja Beiz. Sie ist die DAZ-Lehrerin für Flüchtlingskinder und eine wertvolle pädagogische Unterstützungskraft an der Sekundarschule.
Der Girl´s Boy´s Day — ein gelungener Tag mit Integrationspotenzial.